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Montag, 24.02.2025

Die doppelte Wesentlichkeitsanalyse – Ein Leitfaden für Unternehmen

Das Wichtigste in Kürze:


Die doppelte Wesentlichkeitsanalyse ist ein Kernbestandteil der CSRD und hilft Unternehmen, ihre wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen zu identifizieren.



Sie kombiniert Impact Materiality (Auswirkungen des Unternehmens auf Umwelt und Gesellschaft) mit Financial Materiality (finanzielle Risiken und Chancen).



Der Prozess umfasst eine Stakeholderanalyse sowie eine Analyse der kompletten Wertschöpfungskette im Unternehmen



Unser E-Learning bietet praxisnahe Anleitungen, um die doppelte Wesentlichkeitsanalyse strukturiert und effizient umzusetzen.



Was ist die doppelte Wesentlichkeitsanalyse?

Die doppelte Wesentlichkeitsanalyse ist ein strategisches Instrument zur Identifikation von Nachhaltigkeitsthemen, die für ein Unternehmen von hoher Relevanz sind. Sie ist ein zentraler Bestandteil der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und bildet die Grundlage für die Nachhaltigkeitsberichterstattung gemäß den European Sustainability Reporting Standards (ESRS).

Sie ist ein strategisches Instrument mit dem ein Unternehmen seine wichtigsten (wesentlichen) nachhaltigkeitsbezogenen Handlungsfelder identifiziert, damit diese anschließend mit Hilfe von Strategien, Maßnahmen, Zielen und KPIs bearbeitet und nachverfolgt werden können. So soll sichergestellt werden, dass jedes Unternehmen, diejenigen Handlungsfelder mit entsprechenden Nachhaltigkeitsprogrammen adressiert und darüber berichtet, bei denen das Untenehmen entweder hohe Auswirkungen auf Mensch und Umwelt verursacht oder sich hohe finanzielle Auswirkungen für das Unternehmen ergeben.

 

 

Das Konzept verbindet zwei Perspektiven:

  • Impact Materiality (Auswirkungs-Wesentlichkeit): Welche positiven oder negativen Auswirkungen hat das Unternehmen auf Umwelt und Gesellschaft?
  • Financial Materiality (Finanzielle Wesentlichkeit): Welche finanziellen Risiken oder Chancen ergeben sich aus Nachhaltigkeitsthemen für das Unternehmen?

 


Die Bedeutung der Wesentlichkeitsanalyse für Unternehmen

Die doppelte Wesentlichkeitsanalyse ist weit mehr als eine regulatorische Pflicht – sie bietet Unternehmen entscheidende Vorteile:

 

  • Risikominimierung: Durch die Identifikation relevanter Nachhaltigkeitsthemen können Risiken frühzeitig erkannt und strategisch gemanagt werden.
  • Wettbewerbsvorteil: Unternehmen, die sich frühzeitig mit ESG-Themen auseinandersetzen, positionieren sich als Vorreiter in einer zunehmend nachhaltigkeitsorientierten Wirtschaft.
  • Erfüllung regulatorischer Anforderungen: Die CSRD verpflichtet Unternehmen zur Berichterstattung über wesentliche ESG-Themen und ihre finanziellen Auswirkungen.
  • Transparenz und Stakeholder-Vertrauen: Kunden, Investoren und Partner erwarten zunehmend detaillierte Einblicke in die Nachhaltigkeitsstrategie eines Unternehmens.

 

 

 

 

 

Der Prozess der doppelten Wesentlichkeitsanalyse

Die Durchführung einer doppelten Wesentlichkeitsanalyse folgt mehreren Schritten:

 

 

 1. Status- und Umfeldanalyse

Zu Beginn wird der Unternehmenskontext systematisch untersucht, einschließlich:

  • Unternehmensstrategie und bestehende Berichte
  • Geschäftstätigkeiten, Produkte und Dienstleistungen
  • Wertschöpfungskette und geografische Standorte
  • Regulatorische Anforderungen und Markttrends

 

2. Stakeholderanalyse

Die Erwartungen und Interessen relevanter Stakeholder (z. B. Investoren, Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten) werden analysiert und in den Prozess einbezogen. Dies kann durch Umfragen, Interviews oder Workshops erfolgen.

 

 

3. Identifikation von IROs (Impacts, Risks & Opportunities)

Nachhaltigkeitsbezogene Auswirkungen, Risiken und Chancen werden gesammelt und in einer Long-List dokumentiert.

 

 

4. Bewertung und Priorisierung

Die identifizierten Themen werden hinsichtlich ihrer Impact- und Financial Materiality bewertet und priorisiert. Dies geschieht anhand von vordefinierten Schwellenwerten und Bewertungsmethoden.

 

 

5. Erstellung der Wesentlichkeitsmatrix

Die priorisierten Themen werden in einer Wesentlichkeitsmatrix visualisiert. Dies erleichtert die Entscheidungsfindung und die Berichterstattung.

 

 

6. Integration in die Nachhaltigkeitsstrategie und den Bericht

Die Ergebnisse der Analyse werden in den Nachhaltigkeitsbericht aufgenommen und mit konkreten Maßnahmen, Zielen und KPIs verknüpft.

 

Von der Wesentlichkeitsanalyse zum Bericht

Nachdem die wesentlichsten Nachhaltigkeitsthemen und die dazugehörigen Auswirkungen, Risiken und Chancen ermittelt wurden, muss nun analysiert werden, was dazu im Rahmen der ESRS berichtet werden muss und welche Daten davon evtl. bereits im Unternehmen vorliegen. 

 

 

 

Ermittlung der Datenpunkte

Basierend auf den identifizierten, bewerteten und als wesentlich eingestuften Auswirkungen, Risiken und Chancen und den damit zusammenhängenden Nachhaltigkeitsthemen kann nun damit begonnen werden, die notwendigen Datenpunkte zu ermitteln, die nach den ESRS gefordert sind.

Gap-Analyse und Datenerhebung

Nachdem die erforderlichen Datenpunkte ermittelt wurden, kann nun mit Hilfe einer Gap-Analyse herausgearbeitet werden, welche Daten bereits im Unternehmen vorhanden sind und welche Daten erstmalig erhoben werden müssen. 

Die Ergebnisse der Gap-Analyse zeigen ein klares Bild, welche Daten für den Nachhaltigkeitsbericht noch erhoben werden müssen. Da der Nachhaltigkeitsbericht jährlich aktualisiert werden muss, müssen klare Strukturen und Verantwortlichkeiten für die Datenerhebung geschaffen werden und der Datenerhebungsprozess sollte so gut wie möglich dokumentiert werden, damit die spätere Nachvollziehbarkeit gegeben ist.

Fazit

Die doppelte Wesentlichkeitsanalyse ist ein unverzichtbares Instrument für Unternehmen, die ihre Nachhaltigkeitsstrategie systematisch steuern und regulatorische Anforderungen erfüllen wollen. Sie hilft Unternehmen, wesentliche ESG-Themen klar zu identifizieren und daraus gezielte Maßnahmen und Ziele abzuleiten. Sie erleichtert die Erfüllung der CSRD- und ESRS-Anforderungen und ermöglicht eine transparente Kommunikation mit Stakeholdern.

 

Da die Anforderungen der CSRD sukzessive in Kraft treten werden und Berichte für viele Unternehmen ab 2025 verpflichtend werden, ist es entscheidend, jetzt zu starten. Eine frühzeitige Umsetzung gibt Unternehmen genügend Zeit, Datenlücken zu schließen, Prozesse zu optimieren und eine fundierte Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln. Wer jetzt handelt, sichert sich nicht nur regulatorische Konformität, sondern auch Wettbewerbsvorteile und langfristige Resilienz.

 

 

 

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Doppelte Wesentlichkeitsanalyse

Im Rahmen dieses Kurses sollen die Grundlagen für eine doppelte Wesentlichkeitsanalyse nach der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) vermittelt werden.

 

Ziel dieses Kurses ist es, Wissen zu erwerben, damit eine eigenständige Durchführung einer doppelten Wesentlichkeitsanalyse möglich ist.

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Ansprechpartner

Nachhaltigkeitsmanagement & -berichterstattung

Hannes Rössel

E-Mail:  hannes.roessel@th-nuernberg.de

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